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„Die fünf Körner“ – Nummer 1: Reis 米

 

Reis 米— westlich und chinesisch 

 

Reis gilt als eine der ältesten und wichtigsten Nutzpflanzen der Erde. Bereits vor 10.000 Jahren wurde der asiatische Reis (Oryza sativa), Funden zufolge, in China kultiviert. Reis zählt zu den Süßgräsern, mit insgesamt 19 Arten, wovon allerdings nur zwei der Erzeugung des Lebensmittels „Reis“ dienen — neben dem Oryza sativa (asiatischer Reis) auch der Oryza glaberrima (afrikanischer Reis). In Asien wird mehr als 95 % des Ertrages erbracht. Mehr als 120.000 Reissorten — sei es Lang-, Mittel- oder Rundkornreis — bieten eine große kulinarische Vielfalt. In den asiatischen Ländern hat Reis eine Jahrtausende alte Tradition und spielt eine zentrale Rolle im kulturellen und religiösen Leben, als ein Symbol für Glück, Fruchtbarkeit und Leben.

Die heilende Wirkung von Reis in der TCM

 

In der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) werden Reiskörner als ein Heilmittel bei zahlreichen Beschwerden eingesetzt, beispielsweise um die Verdauung zu regulieren, das Qi von Milz und Magen zu kräftigen, das gesamte Verdauungssystem zu harmonisieren, sowie den Appetit zu normalisieren. 

 

Interessant und wichtig zu wissen ist, dass der medizinisch genutzte Reis sich vom Nahrungsmittel-Reis durch den Zeitpunkt der Ernte unterscheidet. Der bis Juni geerntete Reis wird als Nahrungsmittel genutzt, während der medizinisch genutzte Reis deutlich später, nach Oktober, erst geerntet wird. Entsprechend der kühleren Jahreszeit wirkt dieser Reis eher kühlend auf den Organismus, ebenso wir der Reis aus dem Norden. 

 

Im Hinblick einer medizinischen Wirkung wird nicht nur das Reiskorn, sondern auch andere Teile der Reispflanze verwendet — Wurzeln, Sprossen, Blüten, Spelze, Stängel, Asche der Stengel und Stroh — die ganz unterschiedliche Wirkungen haben. 

Von therapeutischer Wichtigkeit sind folgende „Kräuter“:

— gěng mǐ / jīng mǐ  / dà mǐ  (weißer Rundkornreis)

— xiān mǐ   (Langkornreis)

— nuò mǐ  (klebriger glutunfreier Reis - Klebereis)

— nuò dào gēn / qǔ (Reiswurzeln) 

— gǔ yá / dào yá  (gekeimter Reis)

— hóng qǔ    (rot fermentierter Reis)

 

Allgemein hat in der TCM die Reissuppe eine feste Tradition als universelles Heilmittel bei den unterschiedlichsten Erkrankungen, wie Magen-Darm-Erkrankungen, Allergien und Nierenschwäche. Buddhas Worte sollen gewesen sein: „Die Reissuppe schenkt Leben und Schönheit, Wohlgefühl und Kraft, vertreibt Hunger, Durst und Wind, reinigt Blase und Nieren und stärkt die Verdauung…“

 

Sie wirkt sowohl stärkend, als auch heilend und vorbeugend. Daher wird sie in China traditionell als Frühstück gegessen. Ebenso dient sie der Entgiftung und Entwässerung, wie beispielsweise bei einer Fastenkur. Sie stellt immer eine wichtige Komponente in der Schonkost dar. Als Heilmittel kann sie mit passendem Gemüse, Heilkräutern und Gewürzen kombiniert werden. Je länger die Reissuppe köchelt, desto mehr stärkt sie das Qi.

 

von Gerd Wiesemann, Ramona Pick