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‚Xiàng 象‘ — Analogien im „Denken“ der Chinesischen Medizin

 „Xiàng 象” ist die Erscheinung, das Phänomen, das Symbol und das Image. Der Begriff stammt aus dem „Yì jīng 易经“ (Buch der Wandlungen), wo sich „Xiàng” sowohl auf das Phänomen der Weissagung, als auch auf das Phänomen des Gegenstandes bezieht.

 

“取象比类 Qǔ xiàng bǐ lèi” ist die Denkmethode,  unterschiedliche Sachen durch ihre Vergleichbarkeit zu beschreiben oder als Symbole darzustellen. „Qǔ xiàng” bedeutete, das Objekt zu erkennen und zu begreifen. „Bǐ  lèi” ist das Ziel von „Qǔ xiàng”, nämlich Analogie zu bilden. Sie ist eine der wichtigsten Denkmethoden, die beim Aufbau der theoretischen Chinesischen Medizin (CM) eine entscheidende Rolle gespielt hat und zur Entwicklung der CM beigetragen hat. 

 

„Der Himmel und der Mensch stehen miteinander im Einklang (天人合一  Tiān rén hé yī)“, so bildet man die Allegorie zwischen Körpern und Phänomenen der Natur, des Lebewesens, sowie der Gesellschaft.

 

Diese Denkart die CM wird verwendet, um die Physiologie, Pathologie und Pharmakologie zu interpretieren. Die elementaren Begriffe der CM-Theorie — Qì, Yīn – Yáng, Wǔ Xíng, Jīng Luò und Zàng Fǔ — werden auf Basis der Philosophie gewandelt. Durch die Einheit oder Nichtunterscheidbarkeit wird der sinnbildliche Gebrauchsweise von Sprache verständlicher. Anhand weiterer anschaulicher Anwendungen, wie etwa „das Herz regiert den Shén (Geist), so wie der Kaiser und Herrscher der inneren Organe……“, oder bildhaften Ausdrücken, wie „Schleim verwirrt das Herz“, „Leber-Wind bewegt sich nach Innen“, „Loderndes Leber-Feuer“, „Nieren-Yang-Xu mit Wasserüberschwemmung“, kristallisiert sich die metaphorische Struktur der therapeutischen Sprache deutlich heraus. 

 

Die Denkmethode „Qǔ xiàng bǐ lèi“ spiegelt sich auch in der Kräutertherapie wider. In der Kräutertherapie benutzt man Wurzeln, Stängel, Blätter, Blüten, Schalen, Kerne, Samen und den Saft einer Pflanze, um bestimmte spezifische Wirkungen zu erzielen. Die Stängel einiger Pflanzen haben Hohlräume in der Mitte, daher stehen diese dafür „durchgängig zu machen und frei fließen zu lassen“, wie beispielsweise Zǐ sū gěng und Huò xiāng gěng eine Qi-regulierte Wirkung haben. Alle Blüten haben den Charakter „sich auszudehnen“, somit haben Méi guī huā und Yuè jì huā die Funktion das Leber-Qi zu befreien und Stagnation aufzulösen. Alle Samen senken ab, um neue Generationen zu vermehren, daher haben Gǒu qí zǐund Tù sī zǐeine sehr gute tonisierende Wirkung auf den untere Jiao — Leber und Nieren — von der Bedeutung her „nach Unten absenkend“. 

 

Ebenso hat die Farbe häufig einen Bezug zu den Kräutern. So geht rot ins Herz, z.B. Hóng huā, Chì sháo und Dān shēn, und weiß geht in die Lunge, z.B.Bǎi hé und Chuān bèi. Auch die Form ist wichtig, so sieht eine Walnuss aus wie Gehirn und hat die Funktion, das Gehirn zu stärken und die Intelligenz  zu unterstützen.

 

--von Xiaoyan Wiesemann